Leningrad Cowboys

Die totale multimediale Breitseite fährt eine bizarre Showband, welche die Klischees der Rockstarwelt parodiert, anlässlich ihres Jubiläums auf: Zwei Dekaden Leningrad Cowboys begeht der vierzehnköpfige Finnen-Tross (plus Tänzer!) mit der Veröffentlichung des dreisprachigen Buches „Pravda: The Truth About…“ (Huber-Verlag), einer Doppel-CD mit Highlights plus unveröffentlichter Stücke (VÖ: 9/09) und ihrer ersten ausgedehnten Deutschlandtour seit Jahren.

Gute Gelegenheit, jenes live höchst unterhaltsame, extravagante Ensemble (Markenzeichen: Spitztollen sowie 50-Zentimeter-Schnabelschuhe), das Regie-Ikone Aki Kaurismäki für seinen 1989er Roadmovie „Leningrad Cowboys Go America“ erfand, auf der Bühne zu erleben. Bei gut 90-minütigen, skurril inszenierten Best-Of-Konzerten, während denen die virtuosen Instrumentalisten neben Coverversionen bekannter Pop- und Rocksongs in der Polka-, Country-, Mariachi-, Foxtrott- oder Rock’n’Roll-Variante auch russische Volkslieder bieten, ist gute Laune garantiert. Ursprünglich wurden die Leningrad Cowboys nur für Kaurismäkis Kultfilm zusammengestellt. Doch aus der fiktiven Formation, deren Grundgerüst ein Teil der in Finnland bekannten Punkrock-Band Sleepy Sleepers bildet, entstand eine echte Gruppe. Weil sich die Leningrad Cowboys von Anfang an primär als Musikparodisten betätigten, war Voraussetzung, dass alle Mitglieder ihre Instrumente (oder mehrere) sehr gut beherrschen. Insofern ist ihre Selbsteinschätzung „schlechteste Rock’n’Roll-Band der Welt“ keinesfalls ernst zu nehmen.

Neben Gitarre, Bass, Schlagzeug kommen bei ihnen Akkordeon, Geige, Klarinette, Trompete, Tuba und Ukulele zum Einsatz. Die Arrangements sind bewusst eigenwillig. Dabei spielt die Kapelle mit den verschiedensten Stilrichtungen und Tempi, die sie häufig gezielt gegen die traditionelle Spielweise der Songs stellt. So entstehen, wie auf ihrer letzten Studio-Produktion „Zombie’s Paradise“ (2006), neben Eigenkompositionen humorvolle Interpretationen von bekannten Stücken wie „Manic Monday“, „Goldfinger“, „Fire“, „My Sharona“ oder „You’re My Heart, You’re My Soul“.

Mit ihrem speziellen Sound, einem unvergleichlichen Äußeren, origineller Bühnendekoration plus aufsehenerregender Auftritte haben sie sich als Gesamtkunstwerk ihre ganz spezielle Position selber geschaffen und auch noch einen Namen für unvergessliche Shows gemacht. „Die Leningrad Cowboys“, welche Skandinaviens älteste Brauerei mit zwei Dosenbiersorten geehrt hat, einen Wodka ihres Namens vorweisen können und die in Helsinki ein Restaurant  (www.ravintolazetor.fi) betreiben, „gehören“ – so das Polo-Magazin, „zum Besten, was heutzutage im schnelllebigen und am Mainstream orientierten Musikgeschäft zu finden ist!“
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